> KATALOG 25.3 - JOURNAL OF PHOTOGRAPHY & VIDEO
By Sisse Malene Markvardine Kirkegaard, March 2014
Your automatic decoding pilot is suspended in the encounter with Nicole Hollmann's Out of Focus, while the capacity of the photographic image to render experiential reality is challenged. 
But instead of describing yet another subtle game and an attempt to exhibit the photographic images coded character of reality document, Nicole Hollmann has created a series of pictures with premeditated motivic blurring, transforming the visual experience of New York's kaleidoscopically overwhelming reality into something much more evocative. 
In several ways, too, the approach to Hollmann's project also takes its cue from an extended revisit to New York. Fascinated by the city - its distinctive pulse and energy - the artist Hollmann felt a need to seek out a new way of working in the use of the photographic medium. 
In order to convey the intense impression the city made on her, both visually and emotionally, she has had to find a method that could transcend the purely visual fascination, and instead permit more profound and far more poetic interpretative possibilities than those offered by the 'pure' subject. 
And indeed, as a both phototechnical and aesthetic device, Nicole Hollmann's use of the 'out of focus' technique emerges as something far more subtle and sensual than is possible when the photographic medium is used in a directly focused and immediate rendering of reality. 
Nevertheless immediacy is not to be denied in Out of Focus, which despite the blurred subjects of the pictures draws on an intuitive recognizability. 
City panoramas, street life, people, park pictures, monuments and much more are clearly sensed, while at the same time they dissolve into diffuse contours and monochrome surfaces that can evoke memories of pictorialism's fondness for the indistinct and obscured, and the photorealism of late modern painting. 
But despite the resemblances, Hollmann's pictures deserve above all to be 'read' in their own right somewhere between the purely visual and the contemplative.
Quote: KATALOG 25.3 - Journal of photography & video, © Jens Friis
»Founded in 1988, KATALOG – Journal of Photography & Video is the longest standing Scandinavian photographic art magazine. As a bi-lingual magazine in English and Danish/Scandinavian it connects the Nordic art scene with the rest of the world presenting the best of both to its international subscribers. In three issues yearly, in-depth articles on contemporary art photography and photographers, portfolio presentations, debates, reviews of exhibitions and books is published.«
Jens Friis, Kerteminde, Denmark
> ​​​​​​​AVIVA BERLIN
von Anna Fleischer, März 2012
Zwischen der endlosen Bilderflut der medialen Berichterstattung im Informationszeitalter des 21. Jahrhunderts ist die ästhetische Verschwommenheit der Fotografien im Bildband der Hamburger Fotografin "Out of Focus" nicht nur sehenswerte Kunst sondern auch Entlastung für das überreizte Auge.

Als ursprüngliches Medium der Klarheit und Objektivität, diente Fotografie seit Beginn ihrer Entstehung als Möglichkeit den Eindruck eines Augenblicks realistisch festzuhalten und zu verewigen. Dabei galt die Devise: je mehr Bildschärfe desto authentischer die Aufnahme. Jedes Detail eines Motivs sollte so präzise wie möglich abgebildet werden. Unschärfe galt ausschließlich als künstlerischer oder technischer Mangel der fotografischen Aufnahmen.

Seit der "Pictorial Photographie" um 1900 und spätestens seit den markanten Arbeiten Gerhard Richters ist Unschärfe jedoch ein integriertes und anerkanntes Stilmittel in der Fotografie. Anstelle von Klarheit richtet sich das neue Augenmerk auf die Faszination der subjektiven, atmosphärischen Empfindung.

Unter der Annahme, dass die visuelle Ebene nicht ausreicht, um alle Facetten einer Momentaufnahme abzubilden, distanziert sich die Fotografin Nicole Hollmann von der prägnanten Bildschärfe ihrer vorherigen Arbeiten als Modefotografin und Assistentin in den PPS-Studios bei F. C. Gundlach. Die Fotografien in "Out of Focus" entstanden u. a. in der Großstadtmetropole New York City und zeigen ausnahmslos verschwommene Abbildungen. Die 1962 in Hamburg geborene Fotokünstlerin möchte die "leicht konsumierbaren optischen Informationen weglassen", um eine Möglichkeit zu finden, ihre New Yorker "Eindrücke, die weit über die reine visuelle Faszination hinausgingen", abzubilden. Das gewohnte Sehen soll durchbrochen werden und für eine spirituellere und somit sensiblere Art der Wahrnehmung geöffnet werden. 

Die "Out of Focus"–Fotografien bestechen vor allem durch ihre intensiven, klaren Farben und die fast schon malerisch-impressionistischen Bildkompositionen. Das Auge der Betrachterin sucht zunächst vergebens nach mehr Anhaltspunkten, um das Sichtbare klarer einordnen zu können. Die Motive sind jedoch so unscharf, dass sich irgendwann nur noch das Spiel mit Farben und unscharfen Formen in seiner Ganzheit wahrnehmen lässt. Dabei zwingt Hollmann die Betrachterin, den leeren, "entstandenen [Bedeutungs-] Raum" selbst kreativ zu füllen. Was zunächst das Betrachten stört - die unscharfen Formen, die sich jeder klaren Zuschreibung dezidiert entziehen - eröffnet recht bald einen Raum für etwas Neues: Tatsächlich lenkt Hollmann die Aufmerksamkeit auf eine andere Kraft der Wahrnehmung und lässt die Betrachterin sehr intensiv verschiedene Stimmungen und Atmosphären der Stadt erspüren, wie die Hektik, den Straßenlärm, die überflutenden Lichter. Aber auch die Romantik der New Yorker Nacht, die magische Ruhe aus der Höhe über dem Dunst der Stadt und schließlich die unbedingte Leere in der Distanz zwischen Bild und Betrachterin rücken anstelle der Detailschärfe nun in den "Focus".

"Out of Focus" gliedert sich in vier Kapitel und enthält neben der Einführung "Why >Out of Focus<" von der Künstlerin selbst auch zwei Essays der Kunsthistoriker Hubertus Gaßner und Klaus Honnef. Vom 11. Februar bis zum 22. Mai 2011 waren Hollmanns Fotografien auch als Teil der Ausstellung "Out of focus. After Gerhard Richter" in der Hamburger Kunsthalle zu sehen.

AVIVA-Tipp: Schon Goethe weigerte sich, sein Sehen durch eine Brille zu "verschärfen": "Ich sehe mehr, als ich sehen sollte, die schärfer gesehene Welt harmoniert nicht mit meinem Innern". Nicole Hollmann zeigt mit "Out of Focus", dass das Auge manchmal mehr sieht, wenn es weniger sieht. Sehr beeindruckend.
> ​​​​​​​DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR PHOTOGRAPHIE​​​​​​​
January 2012
Die pulsierende Metropole New York inspirierte Nicole Hollmann dazu, die dreidimensionale Realität mit ihren akustischen und olfaktorischen Reizen durch das Medium der Photographie in die Zweidimensionalität zu transformieren. Dabei entstanden großformatige Photographien an der Schwelle zur Malerei. Hollmann verzichtete auf die präzise Abbildung und genaue Linienführung zu Gunsten von Form und – vor allem – Farbe. 
Die Bilder zwingen dem Betrachter nicht auf, wie er die Welt wahrzunehmen hat. Viel mehr fordern sie ihn, den Raum, der durch die zurückgenommenen Bildinformationen entsteht, mit eigenen Erfahrungen und Emotionen zu füllen. Die so entstehenden, persönlichen Bilderwelten wirken deshalb oft präziser, als aufdringliche Schärfe, die häufig mehr verbirgt als zeigt.
Nicole Hollmann
Out Of Focus
Herausgeber: F. C. Gundlach (DGPh), 
Autoren: Hubertus Gaßner, Klaus Honnef (DGPh)
112 Seiten, 40 Farbabb. 
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-236-8; 38 Euro
> ​​​​​​​LFI Leica Fotografie International
By Ulrich Rüter, January 2012
Blurry pictures can encourage the viewer to take a closer look, and to experience the familiar in a new way. By drawing attention to unfocussed light and colour surfaces, the photographer (*1962) presents a subjective interplay with our perceptions. The barely recognizable objects dissolve into colourful, impressionistic images of inspiring poetry.
Quelle: https://lfi-online.de/ceemes/de/

More to browse

Back to Top